29. Sonett
Rudolf Hagelstange
Aufnahme 2021
So aber würfeln Knechte um die Habe
und Schergen um das Leben des Entehrten,
dem sie Gewalt antun. Den Unbewehrten
Wird Wiege schon und Mutterleib zum Grabe.
Die Knaben bluten aus auf ihrem Schilde,
und Jünglinge verseufzen ohne Klage.
Die Weiber fluchen heimlich schon dem Tage,
da sie gebaren. Ach, wem scheint der milde,
friedvolle Mond des Alters noch? Dem Armen
bleibt eine Hütte sonst, ein Bett dem Greisen.
Jetzt aber reicht kein menschliches Erbarmen
an seine Not. Nichts bleibt dem Weisen
und nichts dem Toren als ein Herz voll Trauer,
des Mundes Wehruf Und der Reue Schauer.