Peter Huchel
Peter Huchel wurde am 3.4.1903 in Lichterfelde (damals bei, heute in Berlin) geboren Er studierte in den Jahren 1923 bis 1926 Literaturwissenschaft und Philosophie in Berlin, Freiburg im Breisgau und Wien. Im Zeitraum von 1927 bis 1930 unternahm er Reisen nach Frankreich, Rumänien, Ungarn und in die Türkei. Im Jahr 1930 schloss er Freundschaft mit Ernst Bloch, Alfred Kantorowicz und Fritz Sternberg. Im Zeitraum von 1930 bis 1936 erschienen frühe lyrische Werke, die stark von der märkischen Landschaft geprägt waren. 1931 veröffentlichte er die Prosastudie „Im Jahre 1930“ über einen NS-Mitläufer aus dem Kleinbürgertum. 1932 wurde er für den Gedichtband „Der Knabenteich“ mit dem Lyrikerpreis der Kolonne ausgezeichnet. Im selben Jahr lernte er Günter Eich kennen. 1934 heiratete Huchel Dora Lassel, von der er sich 1946 wieder trennte.
Von 1934 bis 1940 war er als Hörspielautor unter anderem für den Reichssender Berlin und den Deutschen Kurzwellensender tätig. In Hörspielen wie „Die Magd und das Kind“ (1935) und „Margarethe Minde“ (1939) deutete sich bereits seine Fähigkeit an, Politisches in versteckten Zitaten zu verschlüsseln. Ab 1941 diente er bei der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. 1945 geriet er in sowjetische Gefangenschaft. Nachdem er einen Lehrgang an der Antifa-Schule Rüdersdorf absolviert hatte, begann Huchel 1945 als Dramaturg und persönlicher Referent des Sendeleiters beim Rundfunk der DDR. Er stieg 1946 zum Chefdramaturg, dann zum Sendeleiter und 1947 schließlich zum Künstlerischen Direktor auf. In seinen 1948 veröffentlichten Arbeiten aus der Zeit nach 1925 zeigen sich die Kontraste zwischen Kindheitsidylle und Kriegs- und Fluchterfahrungen.
1949 wurde Huchel Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland. Und im selben Jahr auch Chefredakteur der von Johannes R. Becher und Paul Wiegler gegründeten literarischen Zeitschrift „Sinn und Form“ der Deutschen Akademie der Künste in Ost-Berlin. 1951 erhielt er den Nationalpreis der DDR. 1956 war er als offizieller Vertreter der DDR auf der Biennale der Dichtung in Knokke. Seit Beginn der 50er Jahre war Huchel wegen seiner systemübergreifenden künstlerischen Konzeptionen für „Sinn und Form“ politisch umstritten. Dem Druck linientreuer Parteikreise, „freiwillig“ seinen Redaktionspostens 1953 zu räumen, konnte er nur durch Intervention Brechts standhalten. Als sich nach Brechts Tod 1956 die Angriffe auf Huchel wieder verschärften und seine Arbeit bei „Sinn und Form“ in immer größerem Ausmaß behindert wurde, sah er sich 1962 endgültig zum Rücktritt gezwungen.
1963 erhielt er den Fontane-Preis für den im selben Jahr in einem bundesdeutschen Verlag erschienenen Lyrikband „Chausseen, Chausseen“. Da er sich weigerte, diesen West-Berliner Preis abzulehnen, durfte er in der Folgezeit in der DDR weder publizieren noch reisen. So konnte er weder 1965 einem Ruf an den Lehrstuhl für Poetik an die Universität Frankfurt folgen, noch 1968 zur Entgegennahme des Großen Kunstpreises von Nordrhein-Westfalen ausreisen. Ab 1968 wurde auch die an ihn gerichtete Post konfisziert. Die menschenverachtenden Schikanen durch das Stasi-System hat Huchel in seiner Lyrik eindrucksvoll geschildert. Erst nach Interventionen der West-Berliner Akademie der Künste, der Präsidenten des Internationalen PEN-Zentrums und Heinrich Bölls wurde Huchel 1971 die Ausreise aus der DDR gestattet und er verließ sein Haus in Wilhelmshorst für immer.
In der Folgezeit lebte er zunächst in der Villa Massimo in Rom und ließ sich dann in Staufen im Breisgau nieder. 1971 veröffentlichte er den Gedichtband „Gezählte Tage“ mit Werken aus der Zeit nach 1963. Er starb am 30.4.1981 in Staufen.
Werke u.a.:
1948: Gedichte.
1963: Chausseen, Chausseen. Gedichte.
1967: Die Sternenreuse. Gedichte 1925–1947.
1972: Gezählte Tage. Gedichte.
1979: Die neunte Stunde. Gedichte.
1984: Gesammelte Werke. 2 Bände.
1999: Wegzeichen. Ein Lesebuch. Gedichte und Prosa
2000: Wie soll man da Gedichte schreiben. Briefe 1925–1977.