Max Herrmann-Neiße

DIE WELT

Max Herrmann-Neiße

Max Herrmann-Neiße wurde am 23. 5. 1886 in Neiße in Schlesien geboren. Seine körperliche Behinderung der Hyposomie (Kleinwüchsigkeit) beeinflusste und überschattete seinen Lebensweg.
Von 1905 bis 1909 studierte er in München und Breslau Literatur- und Kunstgeschichte. 1909 verließ er die Universität ohne Abschluss und ging zurück nach Neiße, um als freier Schriftsteller zu leben. Für seinen 1914 erschienenen ersten größeren Gedichtband „Sie und die Stadt“ erhielt er 1924 den Eichendorff-Preis. Der Erste Weltkrieg ruinierte seine Eltern. Sein Vater verstarb 1916, und seine Mutter ertränkte sich 1917 in der Glatzer Neiße. Im März 1917 zogen Herrmann-Neiße und die gleichfalls aus Neiße stammende Leni Gebek, die er im Mai 1917 heiratete, nach Berlin. In dieser Zeit fügte er seinem Namen den seiner Heimatstadt an.

1919 erschienen vier Bücher Herrmann-Neißes (drei Gedichtbände und ein Theaterstück), die von der Kritik und von Autoren wie Else Lasker-Schüler oder Oskar Loerke begeistert aufgenommen wurden. In den 1920er Jahren begann Herrmann-Neiße neben Gedichten auch verstärkt Erzählungen und andere Prosa zu schreiben. Die meisten Texte dieser Zeit sind noch stark vom Expressionismus geprägt. Mit dem Erzählband „Die Begegnung“ (1925) zeichnete sich eine Wende hin zur Neuen Sachlichkeit ab. In dieser Zeit begann er auch regelmäßig in Kabaretts aufzutreten, wo er meist eigene Texte vortrug; hieraus ergaben sich Kontakte u.a. zu Claire Waldoff und Alfred Polgar. 1927 erhielt Herrmann-Neiße den Gerhart-Hauptmann-Preis.

In den späten zwanziger Jahren war Herrmann-Neiße einer der bekanntesten Berliner Literaten, wozu neben seinen Texten auch die auffällige Gestalt und Erscheinung beitrugen. Zahlreiche Künstler, darunter George Grosz und Otto Dix, porträtierten ihn zu dieser Zeit. Kurz nach dem Reichstagsbrand 1933 floh Herrmann-Neiße gemeinsam mit seiner Frau zunächst in die Schweiz, dann über die Niederlande und Frankreich nach London, wo er sich im September 1933 niederließ. Die Kosten für Unterkunft und Ernährung trug ein Gönner – der vermögende Juwelier Alphonse Sondheimer. Er ermöglichte 1936 auch die Publikation des Bandes „Um uns die Fremde“.

Herrmann-Neiße blieb in England weitgehend isoliert. Nach der Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft beantragte er vergeblich die englische. Auch im Exil schrieb er viel, darunter Gedichte, die zu seinen besten gerechnet werden, 1940 entstand das Gedicht „Litanei der Bitternis“. Das Gedicht spielt auf das Dreiecksverhältnis an, in dem Herrmann-Neiße als schwächster Teil lebte, nachdem seine Frau eine Liebesbeziehung mit Alphonse Sondheimer begonnen hatte. Am 8.4.1941 starb Max Herrmann-Neiße in London. Wie viele Schriftsteller der Zeit geriet er schnell in Vergessenheit. Seine Werke wurden erst ab den 1980er Jahren allmählich wiederentdeckt und neu herausgegeben.

Werke u.a.:

1906: Ein kleines Leben. Gedichte und Skizzen.
1911: Das Buch Franziskus,
1913: Porträte des Provinztheaters. Sonette.
1914: Sie und die Stadt,
1918  Empörung, Andacht, Ewigkeit. Gedichte.
1918: Die Bernert-Paula. Ein Roman 1
1919: Verbannung. Ein Buch Gedichte.
1919: Die Preisgabe. Gedichte.
1919: Joseph der Sieger. Drei Bilder. (später unter dem Titel Albine und Aujust)
1919: Die Laube der Seligen. Eine komische Tragödie. 1
1920: Cajetan Schaltermann,
1920: Hilflose Augen. Prosadichtungen.
1920: Der Flüchtling
1922: Der letzte Mensch. Eine Komödie vor Weltuntergang.
1922: Die bürgerliche Literaturgeschichte und das Proletariat
1924: Im Stern des Schmerzes. Ein Gedichtbuch.
1925: Die Begegnung. Vier Erzählungen.
1927: Der Todeskandidat. Erzählung.
1927: Einsame Stimme. Ein Buch Gedichte.
1928: Abschied. Gedichte.
1932: Musik der Nacht. Gedichte.
1934: Ein deutscher Dichter bin ich einst gewesen.Gedichte:
1936: Um uns die Fremde. Gedichte.
1941: Letzte Gedichte. Aus dem Nachlass hrsg. von Leni Herrmann.