Stephan Hermlin
Stephan Hermlin wurde am 13.4.1915 in Chemnitz geboren. Der Sohn jüdischer Einwanderer wuchs in Chemnitz und in Berlin auf. 1931 trat er in den kommunistischen Jugendverband ein. Er war im Widerstand und emigrierte 1936 nach Palästina, Frankreich und in die Schweiz.
Nach seiner Rückkehr 1945 arbeitete Hermlin als Rundfunkredakteur in Frankfurt am Main. 1947 übersiedelte er nach Ost-Berlin. Mitarbeit in der „Täglichen Rundschau“ (Tageszeitung der Sowjetischen Militäradministration), sowie am „Ulenspiegel“, „Aufbau“ sowie „Sinn und Form“. Hermlin arbeitete in wichtigen Gremien der sowjetischen Besatzungszone und wurde nach 1949 schnell einer der einflussreichsten Schriftsteller der neu gegründeten DDR. Als enger Freund von Erich Honecker verstand sich Hermlin zu dieser Zeit als Protagonist sozialistischer Kulturpolitik, engagierte sich aber auch als Mittler zwischen Literatur und Politik. Im August 1961 rechtfertigte er in einem offenen Brief an Wolfdietrich Schnurre und Günter Grass den Bau der Berliner Mauer. Im Dezember 1962 gehörte er zu den Initiatoren einer aufsehenerregenden Lesung junger Lyriker (unter anderem mit Wolf Biermann, Volker Braun, Bernd Jentzsch, Sarah Kirsch, Karl Mickel) in der Akademie der Künste der DDR und wurde daraufhin von seiner Funktion als Sekretär der Klasse Dichtkunst und Sprachpflege der Akademie entbunden. 1968 kritisierte Hermlin die Niederschlagung des Prager Frühlings, machte dies aber nicht öffentlich. 1976 bezog er hingegen öffentlich Stellung gegen die Ausweisung von Wolf Biermann. Eine strenge Parteirüge und Stasiüberwachung waren die Folge. Er wurde jedoch nicht aus der SED ausgeschlossen und äußerte sich weiterhin als überzeugter Kommunist.
Hermlin war Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR, der Akademie der Künste der DDR und seit 1976 auch der Akademie der Künste West-Berlin. Nach der deutsch-deutschen Diskussion um Christa Wolfs Erzählung „Was bleibt“ 1990 und der Literatur-Stasi-Debatte ab 1991 leitete die Kontroverse um Hermlin 1996 die dritte große Literaturdebatte der deutschen Einheit ein. Hermlin starb am 6.4.1997 in Berlin.
Werke u.a.:
1945: Zwölf Balladen von den großen Städten
1946: Der Leutnant York von Wartenburg
1947: Ansichten über einige neue Schriftsteller und Bücher
1947: Reise eines Malers in Paris
1949: Die Zeit der Gemeinsamkeit. Erzählungen
1951: Die erste Reihe. Porträtt
1952: Der Flug der Taube. Gedichte
1960: Begegnungen: 1954–1959
1966: Gedichte und Prosa
1966: Erzählungen
1966: Die Städte. Gedichte
1970: Scardanelli. Hörspiel
1974: Lektüre: 1960–1971. Aufsätze, Essays, Antworten auf Umfragen
1974: Die Argonauten. Erzählung.
1979: Abendlicht
1980: Aufsätze, Reportagen, Reden, Interviews. Hrsg. von Ulla Hahn
1981: Gedichte
1983: Äußerungen. 1944–1982. Hrsg. von Ulrich Dietzel. Aufsätze, Reden, Reportagen und Interviews
1985: Texte. Materialien. Bilder. Zusammengestellt von Hubert Witt
1987; Lebensfrist. Gesammelte Erzählungen
1990: Gedichte und Nachdichtungen.
1990: Erzählende Prosa
1995: In den Kämpfen dieser Zeit. Reden. Gespräche
1995: Entscheidungen. Sämtliche Erzählungen