Georg Heym
Georg Heym wird am 30.10.1887 in Hirschberg (Schlesien) geboren. Trotz seines kurzen Lebens gilt Heym heute als einer der bedeutendsten Lyriker deutscher Sprache und Wegbereiter des literarischen Expressionismus.
„Der Lyriker und Novellist wäre vielleicht einer der größten Dichter Deutschlands geworden, jedenfalls des zwanzigsten Jahrhunderts. Seine Poesie, die Formstrenge mit verblüffendem Bilderreichtum und kühnen Visionen verbindet, zeichnet sich durch eine unvergleichliche, ekstatisch-dämonische Aura aus und hat in hohem Maße die Vorstellung vom deutschen Expressionismus geprägt, zumal vom Frühexpressionismus.“ (Marcel Reich-Ranicki in der FAZ vom 18. Oktober 2003)
Das Verhältnis zum bürgerlich-konservativen Elternhaus war problematisch. Im Mai 1907 beginnt er ein Jurastudium in Würzburg. Zunächst begeisterter Corpsstudent und guter Fechter, empfindet er das Corpsleben bald als „furchtbar, geisttötend, stumpfsinnig, lächerlich“ und verlässt den Bund – ob freiwillig oder verlangt, bleibt unklar. Im November 1908 wechselt er an die Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin, seine Familie lässt sich Anfang 1909 im damaligen Berliner Vorort Charlottenburg nieder. Anfang Mai 1910 immatrikuliert er sich an der Universität Jena, um dann schließlich doch wieder nach Berlin zurückzukehren. Im September legt er dort seine Hausarbeit zur Ersten Juristischen Staatsprüfung vor, „Die Reform der Städteordnung durch den Freiherrn vom Stein 1808.“
Georg Heym hasst die Rechtswissenschaften, das Metier seines Vaters, durch den er sich zu dieser akademischen Laufbahn genötigt sah. So hält er am 29. November 1910 in seinem Tagebuch fest: Meine Natur sitzt wie in der Zwangsjacke. Ich platze schon in allen Gehirnnähten. […] Und nun muß ich mich vollstopfen wie eine alte Sau auf der Mast mit der Juristerei, es ist zum Kotzen. Ich möchte das Sauzeug lieber anspeien, als es in die Schnauze nehmen. Ich habe solchen Trieb, etwas zu schaffen. Ich habe solche Gesundheit, etwas zu leisten. Ja, es ist zum Scheißen.
Mitte Januar 1911 gilt die erste Staatsprüfung als bestanden, sein Vorbereitungsdienst im Amtsgericht Lichterfelde bei Berlin währt allerdings kaum vier Monate, da er wegen der unzulässigen Vernichtung einer Grundbuchakte vorzeitig entlassen wird. Seine Dissertation weist die Universität Würzburg am 7. 7.1911 zurück. Heym hat die Gelegenheit, den juristischen Vorbereitungsdienst in Wusterhausen/Dosse noch einmal aufzunehmen, doch auch dieser Anlauf scheitert. Er trägt sich mit dem Gedanken, dem Militär beizutreten und die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Nach vergeblichen Bemühungen gibt schließlich das Elsässische Infanterie-Regiment Nr. 98 in Metz einem Eintrittsgesuch statt, doch die Bewilligung trifft erst nach seinem Tod in Berlin ein. Am 16.1.1912 verunglückt er beim Schlittschuhlaufen auf der Havel tödlich beim Versuch, einen eingebrochenen und ertrinkenden Freund zu retten. Neben wenig innovativen dramatischen Arbeiten hinterlässt Georg Heym ein epochales lyrisches Werk und einige bemerkenswerte Prosastücke.
Werke u.a.:
1911: Der ewige Tag
1912: Der Kondor
1911: Der Krieg
1911: Die Stadt
1912: Umbra vitae. Nachgelassene Gedichte.
1914: Marathon Sonette. Postum