Jochen Klepper
Jochen Klepper wurde am 22. 3. 1903 in Beuthen an der Oder als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren. 1931 heiratete er die jüdische Rechtsanwaltswitwe Johanna Stein. Sie brachte ihre Töchter Brigitte und Renate mit in die Ehe. Im Herbst 1932 zog die Familie nach Berlin; dort fand Jochen Klepper eine Anstellung beim Hörfunk, der Funk-Stunde Berlin. Sein Vorgesetzter dort war der Schriftsteller und Filmregisseur Harald Braun. Sein erster Roman „Der Kahn der fröhlichen Leute“, der das Leben an und auf der Oder beschreibt, wurde bei der Deutschen Verlags Anstalt angenommen und 1933 veröffentlicht. Er gilt als anspruchsvolle Heimatdichtung. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten begann 1933 die Gleichschaltung des Rundfunks. Als ehemaliges SPD-Mitglied wurde er Mitte 1933 aus Rundfunk und Verlag entlassen. Er hatte im „Vorwärts“ eine Reihe von Reportagen zum Leben der Kinder 1932 geschrieben. Zu dieser Zeit lebte Klepper im Berliner Ortsteil Südende. Dort befindet sich heute der Jochen-Klepper-Park mit einem Gedenkstein.
Im Juli 1933 erhielt er eine Stelle im Redaktionsbüro einer Funkzeitschrift. 1934 konnte er seine Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer erreichen. Wegen „jüdischer Abstammung“ seiner Frau Johanna und ihrer beiden Töchter geriet die Familie jedoch zunehmend unter Druck. Jochen Klepper verfolgte das Zeitgeschehen und auch den Weg der evangelischen Kirche zwischen Anpassung und Bekennender Kirche mit großer Anteilnahme und Drei Jahre lang schreibt er im Verborgenen an seinem neuen Roman „Der Vater“. Darin bearbeitet er nicht nur anhand des Konflikts zwischen dem preußischen Soldatenkönig, Friedrich Wilhelm I., und dessen Sohn Friedrich II. dem Großen seinen eigenen Vater-Sohn-Konflikt, sondern entwirft im Bild eines Königs, der in allem nach Gott fragt und sich als „ersten Diener im Staat“ begreift, das Gegenbild zum Führerkult des Nationalsozialismus. Der Roman erschien Februar 1937 im Buchhandel und wurde ein Verkaufsschlager, besonders in preußisch gesinnten Kreisen; er wurde Pflichtlektüre für Offiziere der Wehrmacht. Andererseits erfolgte kurz nach Erscheinen des Romans am 25. März 1937 der Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer, was Berufsverbot und Arbeitslosigkeit gleichkam. Klepper erwog die Flucht ins Ausland, konnte sich aber nicht dazu überwinden. Per Ausnahmegenehmigung konnte er 1938 den Gedichtband „Kyrie“ herausgeben. Am 18. Dezember 1938 ließ sich Johanna Klepper in der Martin-Luther-Gedächtniskirche, Berlin-Mariendorf von Pfarrer Kurzreiter taufen. Anschließend wurde das Ehepaar Klepper kirchlich getraut. Es war vergeblich. Seine ältere Stieftochter, Brigitte, konnte kurz vor Kriegsausbruch über Schweden nach England ausreisen. Im November 1940 einberufen war Jochen Klepper von Dezember 1940 bis Oktober 1941 Soldat. Wegen seiner „nichtarischen Ehe“ wurde er jedoch bereits im Oktober 1941 als „wehrunwürdig“ aus der Wehrmacht entlassen. Ende 1942 scheiterte die Ausreise der jüngsten Tochter ins rettende Ausland, ihre Deportation stand unmittelbar bevor. Der drohenden Deportation seiner Frau und Tochter entzog sich die Familie in der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1942 durch gemeinsamen Freitod.
Seine geistlichen Lieder in der Sammlung „Kyrie“ wurden vertont und haben Eingang in den Kanon der evangelischen Gesangbücher gefunden; er ist nach Martin Luther und Paul Gerhardt der dritthäufigste Autor.
Werke u.a.:
1933: Der Kahn der fröhlichen Leute; Stuttgart, Berlin
1937: Du bist als Stern uns aufgegangen; Berlin
1937: Der Vater, Roman des Soldatenkönigs; Stuttgart, Berlin
1938: Kyrie. Geistliche Lieder; Berlin
1938: Der Soldatenkönig und die Stillen im Lande.
1940: Der christliche Roman; Berlin
1947: Gedichte; Berlin
1956: Unter dem Schatten deiner Flügel. Aus den Tagebüchern der Jahre 1932–1942
1958: Überwindung. Tagebücher und Aufzeichnungen aus dem Krieg
1960: Nachspiel. Erzählungen, Aufsätze, Gedichte; Witten, Berlin
1962: Das Ende. Novelle; Witten, Berlin