35. Sonett
Rudolf Hagelstange
Aufnahme 2021
Doch süßer ist, sein Angesicht zu heben,
als liebeleer im kalten Grab zu modern,
und süßer, einer Fackel gleich zu lodern
und Feuer schleudern in ein taubes Leben.
Der Feige weihe sich dem Untergange,
der Narr dem Taumel und der Knecht dem Raube.
Mir aber, unzerstörbar, brennt der Glaube
an neuen Tag. Und Euer Herz empfange
den heißen Pfeil mit heißerem Verlangen.
Licht glüht im Blut und zückt aus allen Tränen
und wohnt im Rachen selbst der Schlangen.
Wie soll der Ärmste ferner arm sich wähnen,
da ihm die Lust der Götter doch geblieben:
Ein Geist zu sinnen und ein Herz zu lieben.