31. Sonett
Rudolf Hagelstange
Aufnahme 2021
Denn einmal wird es still sein. Und auch diese Stille
wird Sprache sein. Oh, daß Ihr sie verständet!
Daß sich der Geist, gemartert und geschändet,
aufhöbe über Leid und Zeit! Daß die Sibylle
und Pan und Michael uns wiederkehrten
an unsern leeren Tisch! Daß Brot dem Brote
und Wein dem Weine gleich sei und Gebote
wie Sterne wären! Daß die Weisen lehrten,
was unserem Wesen frommt und unserer Ehre!
Ach, daß wir reden, ohne zu erröten,
und furchtlos treten an die Hochaltäre
und jedem Herrn die freie Stirne böten...
auf daß wir, Selbstvergessene und Verwaiste,
zu neuem Leben auferstehn im Geiste.