Ganz vergebliches Gelächter
Erich Kästner
Aufnahme 2011
Eines Tages fällt ihm plötzlich auf,
dass er schon seit langem nicht mehr lachte.
Und nun prüft er seinen Lebenslauf,
was er denn inzwischen machte...
Manchmal, weiß er noch, war alles Sünde.
Manchmal hat er wie ein Vieh geflucht.
Manchmal suchte er für alles Gründe,
wie man Kragenknöpfe sucht.
Doch nun will er lustig sein und lachen!
Früher hat er das ganz gut gebracht.
Und er wird es jetzt wie früher machen,
und er stellt sich hin und lacht.
Ach, es ist ein schreckliches Gelächter!
Er erschrickt und wird schnell wieder stumm.
Warum, fragt er sich, klang es nicht echter?
Und er weiß es nicht, warum.
Und er geht dorthin, wo viele sitzen,
weil er hofft, er würde dann wie sie.
Und sie freuen sich an tausend Witzen.
Nur er selber lächelt nie.
Er beschließt, sich einmal zu vergeuden.
Doch da spürt er, angesichts der Stadt,
dass er mit der Freude und den Freuden
so etwas wie Mitleid hat.
Dieser falsche Hochmut drückt ihn nieder,
und er sagt zu seiner Seele: Prost!
Nicht mehr froh zu sein und noch nicht wieder-
dafür weiß er keinen Trost.
Schließlich springt er auf den Autobus
und fährt blindlings in die späte Nacht.
Und er ahnt, dass er noch warten muss,
bis er ganz von selber wieder lacht ...