Über die einen ...
Peter Rühmkorf
Aufnahme 2019
Das ist die Schande, das ist der Dreck,
das sind die uralten Lieder:
Über die einen geht man hinweg,
vor den andern wirft man sich nieder.
So einzig bist du nicht auf der Welt,
Verlierer aller Klassen –
siehe Tantalus, wenn ihm der Zweig wegschnellt
und er mag ihn nicht fahren lassen.
So ist es, der Gottesfürchtige klebt
beschaulich am Pappnen und Blechnen.
Wer dagegen im Blickfeld der Obenda lebt,
muß schon mit Ausfällen rechnen.
Mein emeritierter Vesuv steht leer
wie mein Bett, mein unbeweibtes;
ich leiste mir kein Pompeji mehr,
kein berauschtes und kein bestäubtes.
Zum Gaukler fehlt mir die Handvoll Glück,
zum Jeremias die Weitsicht;
und der Kummer bewirkt diesen bösen Blick,
vor dem sich die Unschuld bekreuzigt.
Das wird immer sichtbarer least not last,
daß ich mich verlustreich zermartre.
Viel lieber blickte ich bleiverglast
und blöd in den Domchor zu Chartres.
Ich frage mich nur, was lässet mich
so krampfhaft mit Engeln ringen?
Die Geister sind auch gewerkschaftlich
nicht recht zum Schweigen zu bringen.
Das fährt aus Pandoras Musicbox
in Fortunats Unglückssäckel:
stirnauf – stirnab – Paradies – paradox,
und ich find nicht den Dichtungsdeckel.