Nelly Sachs
Leonie („Nelly“) Sachs, geboren am 10.12.1891 in Berlin, war das einzige Kind wohlhabender jüdischer Eltern. Ihr größter Wunsch war, Tänzerin zu werden, aber sie begann auch früh zu schreiben. Mit 17 Jahren erlebte sie eine tiefe aber hoffnungslose Liebe, die ihr Leben und Schaffen entscheidend beeinflusste; viele von ihren späteren Gedichten kreisen um den „toten Bräutigam“, der (nach Hilde Domin) 1940 von der Gestapo verhaftet und später ermordet wurde. Über den Geliebten sprach Nelly Sachs nie. Fast wäre sie wie ihre Freundinnen Gertrud Kolmar und Helene Herrmann von den Nazis ermordet worden, und wir wüssten nicht einmal ihren Namen. Denn die spätere „Dichterin jüdischen Schicksals“ erhielt den Befehl für den Abtransport und das Visum nach Schweden am selben Tag.
Am 16. Mai 1940 kamen Nelly und Margarete Sachs mit dem letzten Flugzeug aus Berlin in Stockholm an (der Vater war 1930 gestorben). Neben der harten Arbeit des Überlebens (Sachs arbeitete zeitweise als Wäscherin) und der anstrengenden Pflege der kranken Mutter begann sie, Gedichtzyklen und szenische Dichtungen zu schreiben. Trotz ihrer großen Produktivität wurde Sachs bis Ende der 50er Jahre in der Bundesrepublik ignoriert. 1960 bekommt sie den Meersburger Droste-Preis, 1965 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1966 als erste deutsche Dichterin den Nobelpreis. Doch die Schrecken der Vergangenheit suchten die fast Siebzigjährige noch einmal heim, sie brach 1960 zusammen und musste lange Zeit in einem Sanatorium verbringen. Ihren Albträumen, ihren quälenden Erinnerungen, ihrer Krankheit trotzend entstanden in ihren letzten Lebensjahren die Gedichte, die Nelly Sachs mit Celan, Meerbaum-Eisinger und wenigen anderen zur exemplarischen Dichterin der Shoah werden ließen. Nelly Sachs starb am 12.5.1970 in Stockholm.
Werke u.a.:
1947: In den Wohnungen des Todes.
1949: Sternverdunkelung. Gedichte.
1951: Eli. Ein Mysterienspiel vom Leiden Israels
1951: Die Leiden Israels.
1961: Fahrt ins Staublose. Gedichte.
1992: Daraus Chor der Geretteten Erinnerungen deutsch-jüdischer Frauen.
1962: Zeichen im Sand. Die szenischen Dichtungen.
1971: Suche nach Lebenden.
1963: Ausgewählte Gedichte.
1966: Landschaft aus Schreien.
1971: Teile dich Nacht. Gedichte.
1977: Gedichte.
1983: Frühe Gedichte und Prosa.
2010: Nelly Sachs Werke. Kommentierte Ausgabe in vier Bänden.
2010: Gedichte