Carl Zuckmayer
Carl Zuckmayer wurde am 27.12.1896 in Nackenheim geboren und wuchs in Mainz auf. Von 1917 an veröffentlichte er Gedichte in expressionistischen Zeitschriften. 1920 wurde sein Drama „Kreuzweg“ am Staatlichen Schauspielhaus uraufgeführt, aber bereits nach drei Aufführungen wieder abgesetzt. Lobende Besprechungen erhielt es lediglich von Herbert Ihering und Siegfried Jacobsohn. Nach einem Theaterskandal in Kiel war Zuckmayer als Dramaturg in München und (zusammen mit Bertolt Brecht) am Deutschen Theater Berlin tätig. Dort lernte er die Wiener Schauspielerin Alice Frank (1901–1991) kennen, die er 1925 heiratete und mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte. Der literarische Durchbruch gelang ihm im Dezember 1925 mit der Uraufführung der Komödie „Der fröhliche Weinberg“ im Theater am Schiffbauerdamm. Sie führte vor allem wegen der parodistischen Darstellung eines Corpsstudenten zu zahlreichen Skandalen, wurde aber dennoch das meistgespielte Theaterstück in den 1920er Jahren. Von seinen Tantiemen kaufte sich Zuckmayer 1926 ein Haus in Henndorf am Wallersee bei Salzburg, wo er nun überwiegend lebte, obwohl Berlin weiterhin sein berufliches Zentrum blieb. Dort feierte er im Oktober 1927 mit der Uraufführung von „Schinderhannes“ im Lessing-Theater den nächsten Theatererfolg. Dieses Stück wollte er als expliziten Gegenentwurf zum politischen Theater von Erwin Piscator verstanden wissen. Im Dezember 1928 folgte das Volksstück „Katharina Knie“, eine Seiltänzerkomödie, das wieder großen Publikumszuspruch fand. Bei der Kritik fiel es allerdings durch – wie die meisten seiner Stücke nach dem „Fröhlichen Weinberg“. Zu dieser Zeit arbeitete er auch am Drehbuch zu dem Film „Der blaue Engel" mit, der nach dem Roman „Professor Unrat“ von Heinrich Mann gedreht wurde und im Frühjahr 1930 in die Kinos kam. Seinen größten Erfolg in den Jahren der Weimarer Republik hatte er mit der 1931 am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführten Komödie „Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen“.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung verlegte Zuckmayer seinen Lebensmittelpunkt ins Exil in Henndorf am Wallersee. Dort entwickelte sich sein Landhaus bald zu einem Ort der Begegnung für Schriftsteller und andere Künstler, die hier Zuflucht vor politischer Verfolgung und finanziellen Schwierigkeiten fanden. Künstler wie Ödön von Horvath oder Stefan Zweig zählten zu diesem so genannten Henndorfer Kreis. Nach dem Anschluss Österreichs am 13. März 1938 sah sich Zuckmayer zur Flucht gezwungen. Er hatte öffentlich gegen die Nazis Stellung bezogen, und seine Werke waren schon seit 1933 in Deutschland verboten. Über Zürich und Paris erreichte er mit seiner Familie 1939 das rettende amerikanische Exil.
In der deutschen Exilantengemeinde galt er zunächst als Prototyp des „Halbemigranten“ (Alfred Döblin). Zeitweise konnte er in Hollywood als Drehbuchautor arbeiten. 1943 schrieb Zuckmayer für den ersten amerikanischen Auslandsgeheimdienst, das Office of Strategic Services (OSS), Dossiers über Schauspieler, Regisseure, Verleger und Journalisten, die während der Zeit des „Dritten Reiches“ in Deutschland erfolgreich waren. Dabei machte er die ganze Spannbreite der Verhaltensmöglichkeiten in einer Diktatur von Anpassung bis hin zu Renitenz anhand von 150 exemplarischen Lebensläufen sichtbar. Diese Dossiers wurden erst 2002 als Geheimreport veröffentlicht. Sein 1946 in Zürich uraufgeführtes Stück „Des Teufels General“, das er unter dem Eindruck des Todes von Ernst Udet begonnen hatte, wurde sein größter Nachkriegserfolg auf dem westdeutschen Theater. Allein in der Spielzeit 1948/49 wurde es 2069 Mal gespielt. Resigniert musste Zuckmayer später feststellen, dass sein Bühnenerfolg weniger auf der antifaschistischen Tendenz beruhte, sondern wegen des Identifikationsangebots mit einem schneidigen Kriegshelden Beifall fand. Mit Beginn der 1960er Jahre sank das Interesse an seinen Stücken rapide, weil ihr formaler Traditionalismus nicht mehr dem Zeitgeschmack von Regisseuren und Intendanten entsprach.
Im Januar 1946 erhielt er die 1943 von ihm beantragte US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Noch bis 1957 behielt Zuckmayer seinen Wohnsitz in Woodstock (Vermont), USA. Er lehnte es ab, einen Antrag auf Wiedereinbürgerung in Deutschland zu stellen. 1957 erwarb er in Saas-Fee im Schweizer Kanton Wallis ein Haus und übersiedelte wieder nach Europa. 1966 wurde er Schweizer Staatsbürger. In jenem Jahr veröffentlichte er auch seine Autobiographie „Als wär’s ein Stück von mir“, die ein „long time seller“ wurde und sich bis heute weit über eine Million Mal verkaufte. Carl Zuckmayer starb am 18.1.1977 in seinem Haus in Saas-Fee.
Marcel Reich-Ranicki zu Zuckmayers Position in der Literaturgeschichte:
„Für die Kritik galt er oft als zu volkstümlich und für das Volk bisweilen als zu kritisch. Die Linken hielten ihn für konservativ und die Konservativen für allzu links. So saß er oft zwischen allen Stühlen. Das jedoch ist für einen Schriftsteller kein schlechter Platz.“
Werke u.a.:
Dramen
1921: Kreuzweg. Drama
1925: Der fröhliche Weinberg. Lustspiel in drei Akten.
1927: Schinderhannes. Schauspiel in vier Aktenn
1929: Der blaue Engel. Drehbuch
1927: Katharina Knie. Ein Seiltänzerstück in vier Akten.
1931: Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen in drei Akten.
1945: Des Teufels General. Drama in drei Akten
1950: Der Gesang im Feuerofen. Drama in drei Akten.
Lyrik
1926: Der Baum. Gedichte. Berlin (Propyläen)
1977: Abschied und Wiederkehr. Gedichte 1917–1976. Hrsg. von Alice Zuckmayer