Paul Gerhardt
Paul Gerhardt wurde am 12.3.1607 in Gräfenhainichen geboren. Zu Beginn des 30-jährigen Krieges verlor er in wenigen Jahren beide Eltern, 1619 den Vater, 1621 die Mutter. 1628 nahm er an der Universität Wittenberg ein Theologiestudium auf. In Elternhaus und Schule hatte er sich schon zuvor mit Luthers Lehre befasst. In Wittenberg fand er bedeutende Lehrer der lutherischen Orthodoxie als auch der Dichtkunst.
Viele Menschen hatten vor den Folgen des Dreißigjährigen Krieges in Wittenberg Zuflucht gesucht, so wurde Paul Gerhardts nahe gelegene Geburtsstadt 1637 von schwedischen Soldaten vollständig zerstört. Im selben Jahr starb Gerhardts Bruder Christian. Diese Erfahrungen wirkten auf Gerhardt prägend. Um 1643 beendete er seine Studien und ging nach Berlin. Die Einwohnerzahl Berlins war bei Kriegsende um mehr als die Hälfte auf 5000 gesunken.
An der Berliner Nikolaikirche war er von 1657 bis 1667 Pfarrer. Während dieser Zeit verfasste er unter anderem das Passionslied „O Haupt voll Blut und Wunden“, das heute zum Weltkulturerbe gerechnet wird. Es ist die Übersetzung des lateinischen „Salve caput cruentatum“ von Arnulf von Löwen, das lange Zeit Bernhard von Clairvaux zugeschrieben wurde und Eingang in die Matthäus-Passion Johann Sebastian Bachs fand.
Der brandenburgische Kurfürst Johann Sigismund war 1613 vom lutherischen zum reformierten calvinistischen Bekenntnis übergetreten und hatte dieses zur Hof- und Beamtenreligion erhoben. In den jahrzehntelangen theologischen Auseinandersetzungen, die folgten, vertrat Gerhardt vehement den lutherischen Standpunkt. 1667 wurde er im Zuge dieser konfessionellen Auseinandersetzungen trotz der Unterstützung durch Berliner Bevölkerung und Magistrat endgültig entlassen und war ohne Einkommen. So war es ein großes Glück, dass er 1669 das Pfarramt in Lübben im Spreewald erhielt, das damals nicht zu Brandenburg, sondern zu Kursachsen gehörte. Dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen bis zu seinem Tode am 27.5.1676.