Christian Fürchtegott Gellert
Christian Fürchtegott Gellert wurde am 4. 7. 1715 in Hainichen als fünfter Sohn einer Pastorenfamilie in ärmlichen Verhältnissen geboren. Studium der Theologie und Philosophie in Leipzig. Erste Versuche, als Prediger aufzutreten, scheiterten an seiner Schüchternheit. Mit Privatstunden und der Erziehung junger Adliger hielt er sich über Wasser und machte sich mit französischer und englischer Literatur vertraut. Er schloss sein Studium 1744 mit einer Dissertation über Theorie und Geschichte der Fabel ab. Während der Schul- und Studienzeit lernte er unter anderen auch Friedrich Gottlieb Klopstock kennen und wirkte als Herausgeber an den Bremer Beiträgen mit. Seit 1745 hielt er in Leipzig Vorlesungen über Poesie, Beredsamkeit und Moral, 1751 wurde er zum außerordentlichen Professor für Philosophie ernannt und war seitdem als Hochschullehrer tätig.
Während des Siebenjährigen Krieges versuchte er, seine traumatischen Erlebnisse in den Geistlichen Liedern und Oden (1757) zu verarbeiten. Zu seiner kränkelnden Konstitution kam ein ausgeprägter Hang zur Hypochondrie. 1761 schlug er aus Sorge um seine Gesundheit einen ordentlichen Philosophie-Lehrstuhl aus. Seine Vorlesungen über Moral erregten bei den Zeitgenossen großes Aufsehen. So bezeichnete Goethe seine Morallehre als „Fundament der deutschen sittlichen Kultur“. Noch während der Korrekturarbeiten an seiner Moral verschlechterte sich sein Gesundheitszustand; er starb im Alter von 54 Jahren am 13.12.1769 in Leipzig.
Gellerts Werke – besonders seine Fabeln – zählten in der Übergangszeit zwischen Aufklärung, Empfindsamkeit und Sturm und Drang zu den meistgelesenen in Deutschland. Durch seine breite Wirkung trug er zur Bildung eines allgemeinen Lesepublikums in Deutschland bei und ebnete so den Weg für die Dichter der folgenden Generationen. Seine Lustspiele brachten erstmals bürgerliche Figuren und deren Milieu auf die Bühnen; der Roman „Leben der schwedischen Gräfin von G***“ behandelte die Ethik bürgerlicher Moral und war wegweisend für die weitere Entwicklung des Romans in Deutschland. Lessing lobte den Stil seines Briefwechsels, Wieland erhob ihn zu seinem „Liebling“. Die Geistlichen Lieder und Oden wurden später von Carl Philipp Emanuel Bach, Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven vertont. Gellert war zu Lebzeiten außerordentlich populär und kaum irgendwelcher Kritik ausgesetzt. Unter den nachfolgenden Autoren des Sturm und Drang sahen jedoch einige in ihm lediglich einen „mittelmäßigen, moralinsauren Dichter für Landpastorentöchter“. (Jakob Mauvillon)
Werke u.a.:
1745: Die Betschwester (Lustspiel)
1746: Das Los in der Lotterie (Lustspiel)
1747: Die zärtlichen Schwestern (Lustspiel)
1748: Das Leben der Schwedischen Gräfin von G*** (Roman)
1751: Briefe, nebst einer praktischen Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen
1757: Geistliche Oden und Lieder
1769: Die Biene und die Henne (Fabel)