Richard Dehmel
Richard Fedor Leopold Dehmel wurde am 18.11.1863 in Hermsdorf bei Wendisch Buchholz, Provinz Brandenburg geboren.
Seine Kindheit verbrachte Richard Dehmel in der Stadt Kremmen, in der der Vater die Stelle des Stadtförsters innehatte. Nach dem Abitur am städtischen Gymnasium in Danzig 1882 studierte er in Berlin Naturwissenschaften, Nationalökonomie und Philosophie und beendete sein Studium mit der Promotion in Leipzig 1887 zu einem Thema aus der Versicherungswirtschaft.
Im Jahr 1889 heiratete er die Märchendichterin Paula Oppenheimer, mit der er zusammen auch Kinderbücher verfasste. Kurz darauf erschienen seine ersten Gedichtbände Erlösungen (1891) und Aber die Liebe (1893). 1894 war er Mitautor bei der Zeitschrift PAN, was ihm sein Freund und Mitherausgeber des PAN Otto Julius Bierbaum ermöglichte.
Im folgenden Jahr gab er seine Stellung beim Versicherungsverband auf und lebte seitdem als freier Schriftsteller. Er lernte seine spätere zweite Frau Ida, geborene Coblenz, verheiratete Auerbach, kennen. 1896 veröffentlichte er in dem Gedichtband Weib und Welt das Gedicht Venus Consolatrix (lat. für Venus als Trösterin), in dem er einen mystischen Geschlechtsakt mit einer Frauenfigur schildert, in der Maria, die Mutter Jesu, Venus und Maria Magdalena verschmelzen. Darufhin erstattete Börries von Münchhausen Anzeige wegen Blasphemie: Der Text musste geschwärzt werden, der Skandal machte Dehmels Namen aber bekannter.
Nach der Trennung von seiner ersten Frau Paula 1899 unternahm Dehmel mit Ida Auerbach weite Reisen durch Europa. 1901 nahm er seinen Wohnsitz in Hamburg in der Nähe seines engen Freundes Detlev von Liliencron, und heiratete Ida Auerbach. 1912 regte er die Kleist-Stiftung dazu an, den Kleistpreis nicht nach Mehrheitsbeschluss zu vergeben, sondern durch Entscheidung eines Vertrauensmannes, der für jedes Jahr neu bestimmt wurde. Im selben Jahr bezog er in Blankenese das nach seinen Vorgaben von Walther Baedeker gebaute Dehmel-Haus. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 meldete sich Dehmel freiwillig zum Militäreinsatz und diente bis 1916. Er gehörte zu den 93 Unterzeichnern des im Oktober 1914 veröffentlichten Manifests An die Kulturwelt. Kurz vor Kriegsende 1918 forderte er die Deutschen in einem Aufruf noch zum Durchhalten auf. Er starb am 8.2.1920 an einer im Krieg zugezogenen Venenentzündung.
Dehmel galt in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker. Seine oft sinnliche und erotische Lyrik thematisiert häufig Lust und Abschiedsschmerz, hat dabei aber insgesamt verklärende Züge. Sein Einfluss auf die jungen Dichter seiner Zeit, einschließlich der Expressionisten, war enorm. (Kindlers Literatur Lexikon 2009) Viele seiner Gedichte wurden vertont.