Ingeborg Bachmann
Geboren am 25. 6. 1926 in Klagenfurt, gestorben am 17.10.1973 in Rom. Dem schlagartig eintretenden Ruhm nicht gewachsen; „viel blondes Haar, sanftbraune Augen, still und scheu im Ausdruck" (SPIEGEL-Leitartikel 1954), ängstlich, Schutz suchend. Beziehungen und Freundschaften: Paul Celan, Hans Werner Henze, Max Frisch, Hans Magnus Enzensberger, Martin Walser. In späteren Jahren drogenabhängig. Mysteriöser Tod.
Bereits mit dem ersten Lyrikband wird die faszinierende Sprach- und Bildkraft, die die Logik der traditionellen Bilderwelt sprengt, von der Kritik enthusiastisch gefeiert; später auch kritische Töne (Peter O. Chotjewitz: „Kitsch"). Zunächst im Wesentlichen einseitige Rezeption („reine Poesie"), die z.B. in der Lyrik die Kritik an den restaurativen Kräften der Nachkriegsgesellschaft übersieht. Nach Bachmann liegt die Aufgabe der Dichtung nicht im ästhetischen Selbstzweck, sondern in der Weltveränderung durch eine neue Sprache (Frankfurter Vorlesungen). Ihre lyrische Aussagen „behandeln die Begrenztheit sprachlicher Ausdrucksmöglichkeiten, die Bereiche der Wahrheit des Seins, Grundbedingungen der Existenz, der Freiheit und der Zeit und die sich daraus entwickelnden menschlichen Verhaltensweisen, wie Flucht und Isolation" (Pausch).
Die Beschäftigung mit den späteren Prosaarbeiten orientiert sich seit der Mitte der achtziger Jahre vor allem an feministischen Fragestellungen. „Problemkonstante" sei dabei die Zerstörung der weiblichen Selbstverwirklichung durch patriarchalische Machtmechanismen der Gegenwartsgesellschaft, denen „sich das weibliche Ich nur um den Preis der Selbstaufgabe oder im Tod entziehen kann" (R. Pichl).
Werke u.a.:
1953: Die gestundete Zeit
1956: Anrufung des großen Bären
1998: Letzte, unveröffentlichte Gedichte
2000: Ich weiß keine bessere Welt