Hans Carossa
Hans Carossa wurde am 15.12.1878 in Passau geboren. Er studierte Medizin in München und schloss dieses Studium 1905 in Leipzig mit der Promotion zum Doktor der Medizin ab. 1904 übernahm er die Praxis seines Vaters in Passau.
1906 schickte er eigene Gedichte an Richard Dehmel und kam über diesen in Kontakt mit Hugo von Hofmannsthal. Der vermittelte ihn weiter an den Insel-Verlag, bei dem von da an alle Werke Carossas erschienen. 1907 heiratete er Valerie Endlicher. In der Figur der Hanna Cornet setzte er ihr 1913 in seinem ersten Prosastück „Die Schicksale Doktor Bürgers“ ein literarisches Denkmal. Die Optik des Arztes ist aus dem Werk Carossas nicht wegzudenken, wie auch in „Der Arzt Gion“ (1931) und „Tagebuch eines jungen Arztes“ (1955).
Im Ersten Weltkrieg war Carossa von 1916 bis 1918 als Bataillonsarzt an der Ostfront tätig, woraus das Werk „Rumänisches Tagebuch“ entstand. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wählte Carossa die innere Emigration und lehnte seine Berufung in die Deutsche Akademie der Dichtung ab. Er nahm aber 1938 den Goethepreis der Stadt Frankfurt, sowie 1941 beim Europäischen Dichtertreffen die Ernennung zum Präsidenten der nationalsozialistischen „Europäischen Schriftsteller-Vereinigung“ an. Trotz seiner Distanz zum NS-Regime gehörte Carossa zu den meistgeförderten Schriftstellern. 1944 wurde er von Hitler persönlich in die sogenannte Gottbegnadetenliste mit den sechs wichtigsten deutschen Schriftstellern aufgenommen. Für einen Brief, in dem er den Oberbürgermeister von Passau kurz vor der deutschen Kapitulation aufrief, die Stadt kampflos zu übergeben, wurde er hingegen in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Nach dem Krieg konnte Hans Carossa erneut an seine frühen Erfolge aus den 1920er und 1930er Jahren anknüpfen. Er starb am 12.9.1956 in Passau.