Liebe

Gottfried Benn

Aufnahme 2016

Liebe – halten die Sterne
über den Küssen Wacht –:
Meere, Eros der Ferne,
rauschen, es rauscht die Nacht,
steigt um Lager, um Lehne,
eh sich das Wort verlor
Anadyomene
ewig aus Muscheln vor.

Liebe – schluchzende Stunden,
Dränge der Ewigkeit
löschen ohne viel Wunden
ein paar Monde der Zeit,
Landen – schwärmender Glaube,
Arche und Ararat
sind dem Wasser zu Raube,
das keine Grenzen hat.

Liebe – du gibst die Worte
weiter, die dir gesagt,
Reigen – wie sind die Orte
von Verwehtem durchjagt,
Tausch – und die Stunden wandern,
die Flammen wenden sich,
ich sterbe für einen andern
und du für mich.