Festlied für Skatturniere

Erich Kästner

Aufnahme 2024

Immer wenn im Deutschen Reiche
der ersehnte Abend naht,
tut man weit und breit das gleiche:
Man drischt Skat.

Vor dem Schlafen, nach dem Essen,
in Vereinen und privat,
auf der Bahn und zu Kongressen:
Man drischt Skat.

Kartenmischen, Fingerspreizen,
Bier und Würstchen mit Salat,
Null ouvert und Zahlenreizen:
Man drischt Skat.

Um die Achtel, um die Groschen,
mittels eures Drangs zur Tat
wird in einem fort gedroschen:
Und zwar Skat.

Langsam reifen kühne Pläne.
Mit Geschrei führt ihr sie aus.
Sieben, achte, neune, zehne,
Unter, Ober, König, Daus!

Draußen wackeln die Konzerne.
Und es wackelt schon der Staat!
Doch ihr schweift nicht in die Ferne.
Ihr drescht Skat.

Ach, was habt ihr bloß im Kopfe?
Wasser kocht bei hundert Grad.
Deutschland hallt von dem Geklopfe.
Ihr klopft Skat.

Manchmal knirschen euch die Zähne.
Manchmal rüttelt ihr am Haus.
Doch ihr zählt euch selber aus:
Sieben, achte, neune, zehne,
Unter, Ober, König, Daus!