Barock 1600 - 1720
Der (das) Barock als Epoche umfasst grob gesprochen das 17. Jh. Er deckt sich nicht mit dem Stilbegriff Barock, der im Sprachkunstwerk Formenreichtum und -fülle bedeutet (Antithetik, Häufung, Pointierung, Wortspiele, Gleichnisse). Viele, aber nicht alle Dichter, die in der Epoche geschrieben haben, bedienen sich dieser Stilelemente. (Sie fehlen z. B. bei der gesamten Volksdichtung.) Der Barockstil im engeren Sinne ist auf ausländische Einflüsse zurückzuführen, besonders auf die aus dem Romanischen (aus Italien, Spanien, Portugal, Frankreich); daraus erklärt sich seine besonders nachhaltige Wirkung auf die Kunst Österreichs und des südlichen Deutschlands.
Eine enge Verbindung besteht zur vorausgehenden Epoche. Zunächst wird noch die neulateinische Dichtung gepflegt. Im protestantischen Nord- und Mitteldeutschland verliert diese schnell an Boden zugunsten der deutschsprachigen, während sie sich im katholischen Bayern und Österreich noch lange hält (Jesuitendrama).
Die geistige Grundlage des Barock ist trotz aller Verbindung völlig anders als die der Renaissance. Nicht mehr Optimismus, sondern Pessimismus prägt das Lebensgefühl. Die Zeitereignisse (Dreißigjähriger Krieg 1618 bis 1648) haben den mittelalterlichen Dualismus zwischen Diesseits und Jenseits wiederbelebt und zu einer vertieften Frömmigkeit geführt, deren Hauptelement die Vergänglichkeitsstimmung ist, die Vanitas-Skepsis: „Vanitas, vanitatum, et omnia vanitas / Es ist alles gäntz eytel“ (Gryphius)
Die bevorzugten Gattungen des Barock sind solche, die sich durch Formenreichtum und -strenge auszeichnen. Das Sonett ist die beliebteste in der Lyrik. Es verlangt mit der Reimgleichheit der beiden Quartette und der Gebundenheit der Terzette eine außerordentliche Beherrschtheit und Treffsicherheit der poetischen Mittel.
Das Sonett erreicht nach heutiger Meinung seine höchste Ausformung bei Andreas Gryphius, dessen Gedichte von der Vergänglichkeitsidee beherrscht sind; dem Geschmack der Zeitgenossen entsprachen mehr galante Dichter wie Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau. Weitere Vertreter des litararischen Barock: Martin Opitz, Paul Gerhardt, Paul Fleming.
Ebenfalls einen bedeutenden Beitrag zu dieser Gattung leisten die Sonette William Shakespeares, die auch 400 Jahre nach ihrer Entstehung in der Englisch sprechenden Welt ihren herausragenden Rang bewahrt haben und die bis in unsere Zeit zahllose Übersetzer zu Nachdichtungen in anderen Sprachen herausgefordert haben.