An Ruth
Werner Finck
Aufnahme 2023
I
Mein Herz blüht auf. Ich bin direkt erschrocken!
Denn unter uns, ich hielt's für ziemlich abgebaut.
Doch scheint es sich noch einmal aufzustocken.
Und kurz und gut, ich habe wieder einmal eine Braut
Braut ist zuviel. Geliebte auch nicht richtig:
Wir machen's mehr auf gute Kameraden.
(Das andre ist ja wirklich halb so wichtig,
Und wenn's mal wichtig wird, wird’s auch nichts schaden.)
Ich tue das, was ein Verliebter meistens tut,
Ich brumme Schlagertexte vor mich hin,
schreib Verse nieder, nenne sie An Ruth!
Und freu mich schrecklich, wenn ich einmal bei ihr bin.
II
Manchmal bleibt der Strom weg, der uns bindet,
Und da reden wir an uns vorbei,
Bis dann schließlich einer findet,
daß der Andere scheußlich sei.
Dieser Andere bin ich.
Traurig murmle ich dann, wie dumm.
Das bezieht sie dann auf sich,
Und dann sind wir beide stumm.
Und da läßt sich gar nichts machen,
Einigkeit ist eben Glück,
Bis wir schließlich selber drüber lachen,
Und da kommt der Strom zurück.
III
Komm, laß uns mal zusammen weinen,
Mir ist jetzt grade so zumut.
Leg deinen Dickkopf an den meinen –
Na, sei so gut.
Du bist das Weib, du mußt beginnen,
Und sei getrost, ich tröste dich.
Ein Mann, wie ich, weint nur nach innen,
Und seiner Zähre schämt er sich.
Wie heute deine Haare riechen.
Ich bin wahrscheinlich doch sehr klein.
Ich möchte mich in dich verkriechen
Und nicht mehr aufzufinden sein.