Walter Mehring

Walter Mehring wurde am 9.4.1896 in Berlin geboren, er starb am 3.10.1981 in Zürich.
Er war ein deutscher Schriftsteller und einer der bedeutendsten satirischen Autoren der Weimarer Republik. Walter Mehring war Jude, Sohn des Publizisten und Übersetzers Sigmar Mehring und der Prager Opernsängerin Hedwig Löwenstein. Sie wurde von den Nationalsozialisten in das KZ Theresienstad deportiert, wo sie am 9.8.1942 starb.
Mehring besuchte das Berliner Königliche Wilhelms-Gymnasium, bis er wegen „unpatriotischen Verhaltens“ relegiert wurde und sein Abitur extern ablegen musste. In den Jahren 1914/15 studierte er zweieinhalb Semester Kunstgeschichte in Berlin und München. 1915/16 veröffentlichte er erste Gedichte in Herwarth Waldens Zeitschrift „Der Sturm“. 1917/18 war er Mitbegründer der Berliner Dada-Sektion. Für die Veröffentlichung des Gedichtes „Der Coitus im Dreimäderlhaus“ in der dadaistischen Zeitschrif „Jedermann sein eigner Fussball“ wurde Mehring wegen Obszönität angeklagt, die Ausgabe wurde beschlagnahmt. Das Verfahren endete mit Freispruch.
Seine Gedichte aus den frühen 1920er Jahren gehören zu den wesentlichen Werken des Expressionismus. In diesen Jahren publizierte Mehring regelmäßig in verschiedenen literarischen Zeitschriften, u.a. in der von Siegfried Jacobsohn herausgegebenen „Weltbühne“: er schrieb in Gedichten und satirischer Prosa gegen Militarismus, Nationalismus, Antisemitismus und Nationalsozialismus. Neben Kurt Tucholsky gehörte er zu den Gründern des politisch-literarischen Kabaretts in Berlin. Er verfasste zahlreiche Chansons und Texte für alle namhaften Berliner Kabarett-Theater: so für Max Reinhardts „Schall und Rauch“, für Rosa Valettis „Café Größenwahn“ und fürTrude Hesterbergs „Wilde Bühne“. Von 1921 bis 1928 lebte er in Paris als Korrespondent und erforschte und übersetzte die Revolutionslieder der Pariser Kommune.
Seine Lieder, Gedichte, Chansons und Theaterstücke machten ihn früh berühmt – und verhasst: Sein Theaterstück „Der Kaufmann von Berlin“ (1929), eine Persiflage auf die Inflationsgewinnler, uraufgeführt von Erwin Piscator im Theater am Nollendorfplatz, provozierte einen Skandal, die SA demonstrierte vor dem Theater, Joseph Goebbels verfasste im „Angriff“ einen ganzseitigen Hetzartikel gegen ihn mit der Überschrift „An den Galgen“. Viele seiner Bücher landeten während der Bücherverbrennung am 10.5.1933 auf dem Scheiterhaufen. Mehring entging nur knapp seiner Verhaftung durch die SA, emigrierte, wurde 1939 in Frankreich interniert und konnte 1941 durch seine Flucht aus dem Lager St. Cyprien der Auslieferung entgehen und über La Martinique in die USA entkommen.
1953 kehrte Mehring nach Europa zurück und lebte in Berlin, Hamburg und München, in Ascona im Tessin und schließlich in Zürich. Seit 1956 war er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. 1967 wurde er mit dem Fontane-Preis ausgezeichnet. Er starb am 3.10.1981 in Zürich.


Werke u.a.:

1935  Müller. Chronik einer deutschen Sippe. Roman. Neuauflage 1978
1952  Die verlorene Bibliothek. Autobiographie einer Kultur. Neuauflage 1978