Erlkönig
Johann Wolfgang von Goethe
Aufnahme 2001
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind; 
er hat den Knaben wohl in dem Arm, 
er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? –
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht? 
Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif? –
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.
„Du liebes Kind, komm, geh mit mir! 
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir; 
manch bunte Blumen sind an dem Strand, 
meine Mutter hat manch gülden Gewand.“
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, 
was Erlenkönig mir leise verspricht? – 
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind: 
In dürren Blättern säuselt der Wind.
„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? 
Meine Töchter sollen dich warten schön; 
meine Töchter führen den nächtlichen Reihn, 
und wiegen und tanzen und singen dich ein.“
Mein Vater, mein Vater und siehst du nicht dort 
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? – 
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau: 
Es scheinen die alten Weiden so grau.
„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; 
und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.“
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an! 
Erlkönig hat mir ein Leids getan! –
Dem Vater grauset's, er reitet geschwind, 
er hält in Armen das ächzende Kind, 
erreicht den Hof mit Mühe und Not; 
in seinen Armen das Kind war tot.
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Erlkönig [Goethe-13]

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