Gabriela Mistral
Gabriela Mistral, chilenische Dichterin und Diplomatin, wurde am 7. 4. 1889 in Vicuña, in einem Dorf in den chilenischen Anden als Lucila Godoy Alcayaga in eine baskisch-indianische Familie hineingeboren. Schon früh gegann sie zu schreiben. Ihre ersten Texte erschienen bereits 1905. Die Wahl ihres Pseuydonyms hat sie so erklärt: „Als Kind hatte ich eine tiefe Andacht zum Erzengel Gabriel und von ihm legte ich mir den Namen zu. Mistral – das ist der Name des heftigen Mittelmeerwindes. Denn ich werde immer und ungewöhnlich stark von den Elementen angezogen, überhaupt von allen Kräften der Natur.“
1909 nahm sich ihr Geliebter Romelio Ureta das Leben. Sie verarbeitete dieses Erlebnis in ihrem Werk. 1914 gewann sie für „Sonetos de la Muerte“ den Chilenischen Literaturpreis, wodurch sie in ganz Lateinamerika bekannt wurde. Von 1906 bis 1922 arbeitete sie als Lehrerin. 1922 erschien ihr zweiter Gedichtband, „Desolación“ (Trostlosigkeit), der vom internationalen Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurde. Wie alle ihre Schriften handelt auch dieser von Liebe, Tod und Hoffnung. Zwischen 1922 und 1934 lebte Gabriela Mistral vorwiegend im Ausland. 1930 war sie Gastprofessorin am Barnard College der Columbia University in New York City und am Vassar College in Poughkeepsie. 1933 trat sie in den chilenischen diplomatischen Dienst ein und übernahm die Leitung des Konsulats in Madrid. In den folgenden Jahren vertrat sie Chile in Brasilien, Spanien, Portugal und den USA.
Während des Zweiten Weltkrieges hielt sie sich in Brasilien auf, wo sie das Ehepaar Lotte und Stefan Zweig kennenlernte, mit dem sie bald eine enge Freundschaft verband. Diese endete jedoch mit dem Freitod der Zweigs im Jahr 1942. 1945 erhielt Gabriela Mistral den Nobelpreis für Literatur. 1954 kehrte sie noch einmal nach Chile zurück, wo man ihr einen begeisterten Empfang bereitete. In ihren letzten Lebensjahren zwang sie eine Krebserkrankung, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Sie starb am 10. 1. 1957 in ihrem Haus in New York. 2009 wurde durch die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet das frühere Hauptquartier der Pinochet-Regierung in Centro Cultural Gabriela Mistral umbenannt.