Rajzel Zychlinski

Rajzel Zychlinski wurde am 27.7.1910 in Gabin (Polen) in einer Rabbiner-Familie geboren. Sie gilt als eine der größten Lyrikerinnen in jiddischer Sprache. Mit 12 Jahren begann sie zu schreiben, zunächst in polnisch, dann in jiddisch. Mit 17 Jahren schrieb sie ihr erstes jiddisches Gedicht, mit 18 Jahren hatte sie eine erste Veröffentlichung in der Warschauer „Folkszeitung“. Sie arbeitete in einem Waisenhaus in Włocławek, danach bis 1939 in einer Warschauer Bank. Als die deutsche Wehrmacht Polen überfiel, floh Rajzel Zychlinski in das sowjetisch besetzte Lemberg im östlichen Teil des Landes und weiter nach Kolomyja. Dort heiratete sie den Psychiater Isaac Kanter. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion floh sie mit ihrem Mann 1941 in die Nähe von Kasan, wo 1943 ihr Sohn Marek zur Welt kam. Ihre Mutter und ihre in Polen gebliebenen Geschwister wurden in Kulmhof und Treblinka von den Nationalsozialisten ermordet. Dieses lebenslange Trauma hat zusammen mit den weiteren Erschütterungen ihres Jahrhunderts ihr Werk geprägt.
1946 kehrte Rajzel Zychlinski mit ihrer Familie nach Polen zurück; sie fanden dort jedoch keine Heimat mehr. Von 1948 bis 1951 lebten sie in Paris, danach wanderten sie in die USA aus. In Brooklyn trug Rajzel als Arbeiterin in einer Krawattenfabrik zum gemeinsamen Lebensunterhalt bei. Parallel besuchte sie die High School und belegte Studienkurse in Biologie, Literatur- und Sozialwissenschaft. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie ab 1997 in der Nähe ihres Sohnes in Kalifornien. Sie starb am 13.6.2001 in Concord (Kalifornien).


Werke u.a.:

Erstausgaben
1936  lider (Gedichte). Yiddish. Warschau
1939  der regn singt (Der Regen singt) Warschau
1948  zu lojtere bregn (Zu klaren Ufern). Łódź
1962  schwajgndike tirn (Schweigende Türen). New York
1969  harbsstike sskwern (Herbstliche Plätze). New York
1977   di nowember-sun (Die Novembersonne). Gedichte und Erzählungen. Paris
1993  naje lider (Neue Gedichte). Tel Aviv

 Deutschsprachige Ausgaben
1981  Vogelbrot. Leipzig
1996  Gottes blinde Augen. Jiddisch und deutsch. Berlin
2002  die lider/ Die Gedichte 1928–1991. Jiddisch und deutsch.