Günther Weisenborn

Günther Weisenborn war ein deutscher Schriftsteller und Widerstandskämpfer. Er wurde am 10.7.1902 in Velbert geboren. Anfang der 1920er Jahre war er freier Mitarbeiter der „Opladener Zeitung“. Nach Abschluss seines Germanistik- und Medizinstudiums war er zunächst als Schauspieler an verschiedenen Theatern tätig und wurde 1928 Dramaturg an der Berliner Volksbühne, wo am 16. 10. 1928 sein Antikriegsstück „U-Boot S4“ uraufgeführt wurde.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden seine Bücher verboten, er konnte jedoch unter Pseudonymen weiterhin schreiben. Nach kurzer Emigration in die USA kehrte er Ende 1937 nach Deutschland zurück und führte dort ein Doppelleben: Einerseits war er Teil des nationalsozialistischen Kulturbetriebs (seit 1941 Dramaturg am Schillertheater), andererseits unterstützte er die Widerstandsorganisation „Rote Kapelle“. Er war beteiligt, eine Verbindung zur Auslandsleitung der KPD in der Schweiz herzustellen. Er hatte von den Funkverbindungen einiger Mitglieder der illegalen Gruppe zu sowjetischen Organen Kenntnis und lieferte ihnen Berichte und Informationen.
Seit September 1942 von der Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße inhaftiert, wurde Weisenborn 1943 vom Reichskriegsgericht wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. In der Kurzgeschichte „Die Aussage“ beschrieb er die Einzelhaft und seinen Versuch, einen Mitgefangenen zur Rücknahme einer belastenden Aussage zu bewegen. Das Urteil wurde schließlich in eine Zuchthausstrafe abgemildert. Heute wird in der Dauerausstellung „Topographie des Terrors“ an Weisenborns Berliner Haftzeit erinnert.
Im April 1945 befreite die Rote Armee Weisenborn aus dem Zuchthaus Luckau. Kurz darauf wurde er von der sowjetischen Besatzungsmacht zum Bürgermeister im nahen Langengrassau ernannt.
Im Oktober 1947 richtete er den Ersten Deutschen Schriftstellerkongress mit aus. Nach seiner Rückkehr nach West-Berlin gründete er zusammen mit Karlheinz Martin das Hebbel-Theater, war von 1945 bis 1947 Mitherausgeber der satirischen Zeitschrift „Ulenspiegel“ und Mitbegründer des „Studio 46“, das 1946 mit der Uraufführung seines Dramas „Die Illegalen“ eröffnete, in dem er seine Erfahrungen im Widerstand verarbeitet hatte.
In der Zeit von 1951 bis 1953 übte Günther Weisenborn eine Tätigkeit als Chefdramaturg der Hamburger Kammerspiele aus und veröffentlichte 1953 mit dem Buch „Der lautlose Aufstand“ den ersten umfassenden Dokumentarbericht über den deutschen Widerstand. Vortragsreisen führten ihn nach Asien (Burma, in die VR China, nach Indien, in die UdSSR) sowie nach London, Paris, Prag und Warschau. Günther Weisenborn engagierte sich immer wieder als Pazifist gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland und warnte vor der atomaren Bedrohung. 1955 schrieb er das Drehbuch zu Falk Harnacks Film „Der 20. Juli“. Er erhielt für diese Arbeit den Bundesfilmpreis in Silber.
Zu seinen späteren Arbeiten für den Film gehören Dokumentationen des Widerstands im Dritten Reich, aber auch das Drehbuch zu Wolfgang Staudtes Verfilmung von Bertolt Brechts „Die Dreigroschenoper“. Ab 1964 lebte er in West-Berlin. Günther Weisenborn starb am 26. März 1969 in Berlin.

Werke u.a.:

1928  U-Boot S4
1931  Barbaren
1934  Die Neuberin
1941  Das Mädchen von Fanö
1937  Die Furie
1942  Ahnung (geschrieben im Zuchthaus Moabit)
1942–1945 Wenn wir endlich frei sind – Briefe, Lieder, Kassiber
1946  Die Illegalen
1948  Memorial (Autobiografie)
1949  Zwei Männer
1951  Drei ehrenwerte Herren
1953  Der lautlose Aufstand. Über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus
1956  Der dritte Blick
1961  Der Verfolger
1961  Am Yangtse steht ein Riese auf. Notizbuch aus China
1965  Der gespaltene Horizont. Niederschriften eines Außenseiters
1967  Ein gleichgültiger Mittwoch