Massaker von My Lai
Liebe Besucherinnen und Besucher meiner Lyrikanthologie,
wie ersichtlich habe ich mich an dieser Stelle seit Jahr und Tag nicht mehr zu Wort gemeldet. Inzwischen habe ich mich nämlich auf die Kommunikation und den Austausch mit Ihnen auf meinen beiden Facebookseiten 'Deutsche Lyrik' und 'Fritz Stavenhagen' verlegt.
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Dort ist es zu einem, wie ich finde, fruchtbaren Dialog gekommen, und zwar auf politischer wie poetischer Ebene, der mich und meine Arbeit beflügelt hat. Ohne diesen hätte meine Sammlung sich in fünf Jahren kaum von 600 auf bald 1200 Gedichte verdoppelt. Diese stürmische Entwicklung verdanke ich dem inspirierenden und motivierenden Kontakt mit meinen BesucherInnen/ZuhörerInnen. Und weil das so ist, werde ich diese vor 6 Jahren begonnene Kolumne hier und heute mit einem letzten Beitrag beenden, den ich vorgestern, am 16.03.2018, auf meiner o.a. Facebookseite eingestellt habe. Alle vergangenen Beiträge meiner Notizen bleiben natürlich erhalten und sind über den Reiter weiter zugänglich.
Heute vor 50 Jahren stürmte eine amerikanische Einheit das Dorf MyLai. Ihr Auftrag, Vietcongkämpfer aufzuspüren und zu bekämpfen, also zu finden und zu töten. Anführer des Kommandos „Company Charlie“ war William Calley. 200 amerikanische Soldaten werden ein paar hundert Meter landeinwärts von der Küste per Hubschrauber abgesetzt. Doch sie finden keine Guerillakämpfer, stattdessen Dorfbewohner, alte Männer, Frauen, Kinder, Babys, jüngere Männer sind auf der Feldarbeit. Sind die amerikanischen Soldaten wütend, den Feind nicht gefunden zu haben, enttäuscht, frustriert ? Es gibt keinen Feind, keinen Guerillakämpfer, keinen Bewaffneten, es gibt keine Waffen, es fällt kein Schuss. Wie kommt es dann, dass das amerikanische Kommando in eine mörderische Raserei verfällt, in einen kollektiven Blutrausch, dessen Ursprung und Ausmaß damals wie heute unbegreiflich ist. Wehrlose Zivilisten werden ohne jeden erkennbaren Grund erschossen, erschlagen, erstochen, in Stücke gehackt, in die Luft gesprengt. Vier volle Stunden soll dieses Massaker gedauert haben. Am Ende sind 504 Vietnamesen tot.
Wie ist das möglich ? Wie ist es möglich, dass Hutus innerhalb weniger Wochen Hunderttausende Tutsis, seit Jahrzehnten ihre Nachbarn, mit Macheten zerhackten. Wie ist es möglich, dass die Roten Khmer Millionen töteten, die dem Aufbau einer idealen neuen Gesellschaft angeblich im Wege standen. Wie ist es möglich, dass während zwölf Jahren aus dem Land der Dichter und Denker das Land der Richter und Henker wurde ? Wie funktionierten Stalins Gulag, Maos Rote Garden, Assads, Pinochets, Ghaddafis, Ceausescus, Husseins Folterknechte ? Homo homini lupus.
Was ist der Mensch ?
PS
Ohne den Hubschrauber-Bordschütze Ronald Ridenhour und ohne die Bilder des Fotografen Seymour Hersh wäre es nie zur Anklage gekommen. 24 Soldaten werden angeklagt, allein William Calley wird verurteilt, nach dreieinhalb Jahren Hausarrest kommt er frei. Vierzig Jahre später, 2009, wird er sich öffentlich entschuldigen und sein Verbrechen bereuen.
Ob er es selber verstanden hat ?