Weltkriegende vor 67 Jahren
Liebe Lyrikfreundinnen, liebe Lyrikfreunde,
hier in Deutschland, aber auch, nein vor allem draußen außerhalb meiner deutschen Heimat. In vielen Ländern Europas wird der 8. Mai gefeiert, Befreiung von und Sieg über Hitler-Deutschland. Befreiung von Unterdrückung und Knechtschaft, Sieg über Verbrechen und Barbarei. Und weiß Gott zu Recht!
Sie hat mich mein Leben lang als Schatten begleitet, die dunkelste Zeit Deutschlands. Ich war noch nicht auf der Welt, ich wuchs im Mutterleib, also war ich doch schon auf der Welt? Verblasste schemenhafte Bilder von Trümmern und Ruinen aus frühester Kindheit sind meine einzige wirkliche Erinnerung. Wirklich? Wir kommen nicht auf die Welt aus dem Nichts, da sind unsere Eltern, unsere Vorfahren, unsere Ahnen. Da ist ein Band, das uns bindet, manchmal verbindet, manchmal fesselt. Warum mich Deutschlands Dunkel über mein Leben hin so tief berührt, beschäftigt, gebannt hat, weiß ich nicht. Ich ahne es vielleicht. Die Vielen. Jedenfalls war der Weg durch Auschwitz, den ich Hand in Hand mit meiner französischen Freundin vor Jahren ging, einer der wichtigsten, die ich in meinem Leben gegangen bin. Eine tiefe spirituelle Erfahrung. Katharsis vielleicht. Dabei hatte ich doch die Gnade der späten Geburt. Aber vielleicht gibt es Verstrickungen, die weit über das Biographische hinausgehen. Jedenfalls hatte ich diesen Ort seit meiner Jugend sehen wollen und fühlte, und fühle noch heute eine tiefe Befriedigung, dort gewesen zu sein.
Vielleicht ist eine der Triebkräfte meiner Arbeit, mein Wunsch, dem Großen und Guten, dem Wichtigen und Wertvollen, dem Schönen, das sich mit dem Namen Deutschlands verbindet, meine Stimme zu geben, doch als Mahnung ebenso dem Schrecklichen, dem gespenstisch Schauerlichen, das von hier im letzten Jahrhundert seinen Ausgang nahm …
Seit 67 Jahren Frieden in Europa, welch ein Glück. Die Welt ist davon noch weit entfernt, leider.
Wir haben offensichtlich noch viel zu lernen, als Menschheit.
Hoffentlich ...