Selma Meerbaum-Eisinger
Es ist mir ein tiefes Bedürfnis und ehrenvolles Anliegen, dazu beizutragen, das Werk dieser von den Nazis und ihren Helfershelfern ermordeten hochbegabten blutjungen Dichterin zusammen mit anderen vor dem Vergessen zu bewahren. Ihre 57 auf abenteuerlichen Wegen geretteten Gedichte, knapp 40 Jahre nach ihrem Tod 1980 erstmals in Deutschland erschienen (und die ich erst jetzt, weitere 30 Jahre später, kennengelernt habe) bewegen mich.
In ihren letzten beiden Lebensjahren entstanden diese Verse, Liebesgedichte einer erblühenden jungen Frau, geschrieben inmitten von Verfolgung, Verderben und Verzicht, vom näherrückenden Tod überschattet und dabei gleichzeitig ein leidenschaftlich-zartes Plädoyer für das Leben, seinen Wert und seine Schönheit.
Und als Menschen, die Menschen zu nennen mir schwer fällt, dir, Selma, dein Leben nahmen, begann wenige Jahre später meines. 70 Jahre nach deinem Ende im Arbeitslager Michailowska will ich dir mit meiner Vertonung die letzte Ehre erweisen.